Juni – Messe Monat (Teil 1)

ITM – Was? Die „International Textile Machinery Association“ kurz ITMA ist die weltweit größte Fachmesse rund um die Textil- und Bekleidungsindustrie. Da wir bei sewts nach wie vor die Vision der vollständig automatisierten Produktion von Kleidung haben, war unser Besuch auf der Messe natürlich ein Muss. Umso mehr haben wir uns gefreut, als der VDMA uns als Aussteller im Startup-Bereich vorgeschlagen hat.
Die ITMA findet alle vier Jahre statt und ist nicht nur deshalb mit den Olympischen Spielen vergleichbar: Verschiedene Akteure entlang des weltweiten textilen Lebenszyklus kommen zusammen, um zukünftige Trends und Herausforderungen zu diskutieren. Dieses Jahr fand die ITMA mit mehr als 100.000 Besuchern auf einer Ausstellungsfläche von rund 200.000 qm2 in Mailand statt.
Sieben Tage voller Kleidung, Mode und Textilverarbeitungsmaschinen – was haben wir mitgenommen?
1) Arbeitskräftemangel und Kostendruck: Der größte Teil der Textil-, explizit der Kleidungsproduktion, findet immer noch in Niedriglohnländern statt – aber auch hier werden Arbeitskräftemangel und steigende Produktionskosten zunehmend zum Problem. Doch anstatt die Arbeitsbedingungen zu verbessern, die Verkaufspreise zu erhöhen oder den Produktionsausstoß zu senken, suchen die Hersteller nach immer neuen Ländern mit noch niedrigeren Löhnen. Es hat uns schockiert, Aussagen zu hören wie „Ich finde nicht mehr genug Leute in Pakistan, also produziere ich jetzt in Nigeria für 80 USD Monatsgehalt“. Wie kann es möglich sein, dass diese Art der Produktion, die massive Menschenrechts- und Umweltverstöße zur Folge hat, scheinbar ohne Konsequenzen möglich ist? Wie wollen wir unsere ESG-Ziele erreichen, wenn wir diese Bedingungen weiter tolerieren?
2) Regulatorische Veränderungen zeigen erste – wenn auch kleine – Auswirkungen. Insbesondere die Anforderungen des deutschen bzw. europäischen Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LksG), das Unternehmen ab 1.000 Mitarbeitern dazu zwingt über ihr Risikomanagement im Hinblick auf Menschenrechtsverstoße zu berichten, wurde heiß diskutiert. Auch wenn das obige Beispiel zeigt, dass Gesetze und Verordnungen, derzeit noch nicht stark genug sind, wird der Druck immens erhöht und zumindest die europäischen und US-amerikanischen Unternehmen müssen die ESG Ziele aufgrund des wachsenden (regulatorischen) Drucks noch stärker in ihren Geschäftsentscheidungen berücksichtigen.
3) Automatisierung wäre der Schlüssel zum Erfolg – aber gerade die Textilindustrie macht hier nur kleine Schritte. Auch wenn wir am besten wissen, wie kompliziert es ist, forminstabile Werkstoffe wie Textilien zu verarbeiten, war es überraschend, wie viele Prozessschritte in der Textilindustrie noch manuell durchgeführt werden. Hier müssen schnelle Lösungen her, denn nur durch Automatisierung können wir eine wirtschaftlich sinnvolle Alternative zu den Produktionsstandorten in Niedriglohnländern schaffen und so dafür Sorgen, dass die ESG Kriterien in der Produktionskette berücksichtigt werden.

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die Nachfrage nach Automatisierungslösungen in der Textilproduktion so groß ist wie nie zuvor. Wir als Gesellschaft müssen dafür sorgen, dass es nicht mehr möglich ist in Ländern zu produzieren, wo Menschenrechtsverstöße und Umweltverschmutzungen an der Tagesordnung liegen. Wir müssen die ESG Auswirkungen der Textil-, insbesondere der Bekleidungsindustrie, kontrollierbar machen. Dies ist aber nur möglich, wenn wir an wirtschaftlich sinnvollen und realistischen Alternativen arbeiten. Durch Automatisierung können wir diese Alternativen schaffen. Alternativen, die es ermöglichen, die Textilindustrie in die Länder zu bringen, die unsere Klimaziele und Menschenrechte ernst nehmen. Außerdem können wir durch Automatisierung Transportwege und damit verbundene Emissionen massiv reduzieren.
Der diesjährige Slogan der ITMA könnte also die Vision von sewts nicht besser beschreiben: Transforming the World of Textiles. Die Zeit ist jetzt – und mit unserem VELUM-System haben wir bereits gezeigt, dass wir in der Lage sind, die Industrie zu revolutionieren!