Ein Deep Dive in unseren ersten Anwendungsfall
Wir finden uns oft dabei wieder, unseren ersten Anwendungsfall zu erklären. Und das ist auch völlig in Ordnung so, denn wir sehen gerne den Moment, in dem die Leute erkennen, dass Industrial Laundry eigentlich zum Leben eines jeden gehört. Wir haben diese Erklärung nun auch niedergeschrieben, um hoffentlich ein tieferes Verständnis für unsere Arbeit und einen Einblick in unsere Produktstrategie zu vermitteln.
Wer unsere Seite über unsere Produktstrategie gelesen hat, weiß, dass unsere Technologie für viele verschiedene Anwendungsfälle eingesetzt werden kann. Wir haben uns für einen Ansatz entschieden, bei dem wir Schritt für Schritt eine Anwendung nach der anderen aufbauen, um eine allgemeine und ganzheitliche Softwareplattform zu schaffen, die es Robotern ermöglicht, jede Art von Aufgabe zu bewältigen, vom Verlegen von Kabeln über die Handhabung von Folien bis zum Nähen eines T-Shirts.
Wenn wir also so viele Möglichkeiten haben, warum haben wir uns dann zuerst für die Industriewäscherei entschieden? Es handelt sich um eine scheinbare Nischenbranche, die im täglichen Leben für die breite Öffentlichkeit nicht besonders sichtbar ist. Mit Hilfe des Inkubationsworkshops XPLORE der UnternehmerTUM haben wir diese in der Anfangszeit von sewts als idealen ersten Use Case für uns identifiziert. Die Gründe dafür sind: Es handelt sich um eine stark regional geprägte Branche, die unter starkem Preisdruck steht und Schwierigkeiten hat, genügend Mitarbeiter zu finden, um den Bedarf ihrer Kunden zu decken.
Industrielle Wäschereien – Die Grundlagen
Gehen wir der Sache etwas näher auf den Grund. Industrielle Wäschereien kümmern sich um die Wäsche für Hotels, Krankenhäuser, Alten- und Pflegeheime sowie um die Berufskleidung für verschiedene Berufsgruppen. In den meisten Fällen erfolgt dies im Rahmen eines Textil-Leasing- oder Textil-Management-Modells, das heißt die Textilien befinden sich im Besitz der Wäscherei, die ein Full-Service-Paket anbietet, durch das ihre Kunden mehr Betriebskapital zur Verfügung haben. Sowohl aus wirtschaftlicher als auch aus ökologischer Sicht macht es keinen Sinn, die Textilien zum Waschen in ein Land mit niedrigeren Lohnkosten zu transportieren, so dass es sich im Vergleich zu anderen Textilindustrien immer noch um ein sehr lokales Geschäft handelt.
Allein in Deutschland gibt es mehr als 4000 Wäschereien, von denen über 1000 eine industrielle Größe haben. Die größten Wäschereien sind in der Lage, 100 Tonnen Wäsche pro Tag zu verarbeiten. Auch wenn es Dir wahrscheinlich nicht bewusst ist, hast Du höchstwahrscheinlich bereits ein Handtuch von einem der großen deutschen (Bardusch, Greif, CWS) oder europäischen Anbieter (ELIS, Alsco, Salesianer) auf dem Markt benutzt. Wenn Du das nächste Mal in einem Hotelzimmer bist, schau doch mal auf das Etikett Deines Handtuchs!
Um die große Menge an zu waschenden Textilien bewältigen zu können, ist ein Prozess im Gange, der weitgehend, aber nicht vollständig automatisiert ist. Die Prozesskette verläuft wie folgt: Sortieren – Waschen – Trocknen – Bügeln (falls erforderlich) – Falten – Verpacken. Das Bügeln ist ein Schritt, der zum Beispiel bei Handtüchern nicht nötig ist. Darüber hinaus sind zwei wichtige Schritte noch nicht vollständig automatisiert: Sortieren und Falten.
Warum wir Automatisierungstechnik in Wäschereien brauchen
Man kann sich vorstellen, dass sowohl das Sortieren als auch das Falten keine angenehme Arbeit ist. Während man beim Sortieren der schmutzigen Wäsche mit Textilien hantiert, die man vielleicht lieber nicht anfassen möchte, bedeutet das Falten eigentlich nur, eine Faltmaschine zu bestücken, was sehr repetitiv und eintönig ist, ganz zu schweigen von der körperlichen Anstrengung. Auf lokaler Ebene ist es nicht einfach, Personal für diese Aufgaben zu finden, so dass Automatisierung für industrielle Wäschereien wirklich notwendig ist.
Für unser erstes Entwicklungsprojekt haben wir beide Prozessschritte in Betracht gezogen, uns aber entschieden, mit der Automatisierung der Bestückung von Faltmaschinen zu beginnen. Genau das tut VELUM. Es führt Handtücher und ähnliche Wäschestücke aus Frottee in bestehende Faltmaschinen ein und schließt damit diese Lücke in der Automatisierung. Unsere Computer Vision und AI sind der Schlüssel zum Erfolg, sie analysieren die Textilien und übersetzen die Erkenntnisse in Roboterbefehle. Wir sind zudem auch in der Lage, unsere Technologie mithilfe unserer Erkenntnisse aus diesem Anwendungsfall auf weitere Use-Cases zu transferieren.
Im Moment konzentrieren wir uns darauf, VELUM auf den Markt zu bringen und mit der Arbeit an einer zweiten Säule in unserem Produktplan zu beginnen. Aber diese bleibt vorerst ein Geheimnis.